Die große Invokation

Erläuterung der Textzeilen, um den Sinn der Worte besser zu verstehen und in sich aufnehmen zu können

11/29/20237 min read

Quelle: Die Grosse Invokation: Ihr Gebrauch und Ihre Bedeutung • Lucis Trust

DIE GROSSE INVOKATION

Die Schönheit und Stärke dieser Invokation liegt in ihrer Einfachheit und darin, dass sie bestimmte Hauptwahrheiten zum Ausdruck bringt, die von allen Menschen als ganz natürlich angenommen werden - die Wahrheit, dass eine Ur-Intelligenz existiert, der wir unklar den Namen Gott geben; die Wahrheit, dass hinter allem äusseren Schein Liebe die treibende Kraft im Universum ist; die Wahrheit, dass eine grosse Individualität auf die Erde kam, von den Christen Christus genannt, und diese Liebe so verkörperte, dass wir sie verstehen konnten; die Wahrheit, dass Liebe und Intelligenz die Auswirkungen dessen sind, was Gottes Wille genannt wird; und schliesslich die selbstverständliche Wahrheit, dass sich der göttliche Plan nur durch die Menschheit selbst entfalten und auswirken kann.

Die ganze Invokation wendet sich an jenes, uns überschattende Energie-Zentrum, das die unmittelbare Ursache aller Geschehnisse auf Erden ist, welche das Hervortreten all dessen anzeigen, was neu und besser ist und auf das Vorwärtsschreiten des menschlichen Bewusstseins in ein grösseres Licht hinweisen.

Das gewöhnliche invokative Verlangen der Menschen war früher seinem Wesen nach selbstsüchtig und in seiner Formulierung nur dem Augenblick angepasst gewesen. Sie haben für sich selbst gebetet; sie haben göttliche Hilfe für diejenigen erfleht, die sie lieben, und haben alle grundlegenden Bedürfnisse in rein materieller Weise verstanden. Die Invokation aber ist ein Welt-Gebet; sie enthält keine persönliche Bitte und entspricht keinem zeitlichen, invokativen Drange; sie drückt die Bedürfnisse der Menschheit aus und dringt durch alle Hindernisse, Zweifel und Fragen hindurch direkt zum Denken und zum Herzen des Einen vor, in Dem wir leben, weben und sind; des Einen, der bei uns bleiben wird , “bis der letzte der müden Pilger seinen Weg nach Hause gefunden hat”.

Aus dem Quell des Lichts im Denken Gottes
ströme Licht herab ins Menschendenken.
Es werde Licht auf Erden.

Die erste Strophe bezieht sich auf das Denken Gottes, den Brennpunkt des göttlichen Lichtes. Es handelt sich hier um die Seele aller Dinge. Der Begriff Seele mit seinem Hauptattribut der Erleuchtung umfasst sowohl die menschliche Seele als auch jenen Höchsten Lichtpunkt, den wir als die überschattende Seele der Menschheit betrachten. Diese Seele bringt Licht und verbreitet Erleuchtung. Man soll sich immer vor Augen halten, dass Licht aktive Energie ist.

Wenn wir das göttliche Denken anrufen mit den Worten: “Es ströme Licht herab ins Menschendenken; es werde Licht auf Erden”, so geben wir einem der dringendsten Bedürfnisse der Menschheit Ausdruck, und – wenn Invokation und Gebet wirklich etwas bedeuten – ist die Antwort gewiss und ausser Zweifel. Die Tatsache, dass die Menschen aller Zeiten seit jeher und unter allen Lebensumständen den Drang in sich hatten, ein unsichtbares geistiges Zentrum um Hilfe anzuflehen, ist ein sicheres Zeichen, dass solch ein Zentrum existiert. Invokation ist so alt wie die Menschheit selbst.

Christus hat uns gesagt, dass die Menschen "eher die Dunkelheit als das Licht lieben, weil ihre Werke böse sind." Doch eines der schönsten Dinge, die sich in unserer Zeit offenbaren, ist, dass Licht projiziert wird, wo Dunkelheit herrscht und dass es nichts Verborgenes gibt, das nicht eines Tages offenbart wird. Die Menschen erkennen die Dunkelheit und das vorhandene Elend und begrüßen das Licht mit Freude. Die Erleuchtung des menschlichen Geistes, die Dinge so sehen zu können, wie sie sind, kann für richtige Motive sorgen, und der Weg zu rechten menschlichen Beziehungen ist dann ein Hauptbedürfnis. Im Licht der Erleuchtung, werden wir das Licht sehen; und der Tag wird kommen, wenn Tausende von Menschen und unzählige Gruppen in der Lage sein werden mit Hermes und Christus zu sagen: "Ich bin (wir sind) das Licht der Welt".

Aus dem Quell der Liebe im Herzen Gottes
ströme Liebe aus in alle Menschenherzen.
Möge Christus wiederkommen auf Erden.

Die zweite Strophe bezieht sich auf das Herz Gottes, den Brennpunkt der Liebe. Dieses “Herz” der manifestierten Welt ist die Geistige Hierarchie - jene grosse Vermittlungsstelle, welche die Liebe auf jede Form innerhalb der göttlichen Offenbarung überträgt.
Die Liebe ist eine Energie, welche die Herzen der Männer und Frauen erreichen und die Menschheit mit der Qualität von liebendem Verstehen durchdringen muss, denn das ist es, was die Verbindung von Liebe und Intelligenz ausdrückt.
Wenn die Diener der Menschheit bewusst unter der Anerkennung Christi arbeiten, dann wird die Zeit kommen, wo Er sich wieder frei und öffentlich unter den Menschen zeigen kann. Dann kann Er öffentlich erkannt werden und Sein Werk sowohl auf der äusseren, als auch auf der inneren Seite des Lebens durchführen. Christus sprach, als Er Seinen Jüngern Lebewohl sagte: “Siehe, ich bin bei Euch alle Tage bis an der Welt Ende”.
Wenn Christus kommt, wird Seine besondere Bewusstseinsqualität in grosser Aktivität unter den Menschen aufblühen. Er wird die Macht und die besondere Energie intuitiver Liebe in der Welt freimachen. Die Verteilung dieser Energie der Liebe wird zweierlei Folgen haben:

Erstens: Die tätige Energie liebevollen Verstehens wird eine ungeheure Reaktion gegen die Macht des Hasses auslösen. Zu hassen, trennend oder sich für exklusiv zu halten, wird als die einzige Sünde gelten, denn man wird erkennen, dass alles, was jetzt als Sünde oder als Unrecht bezeichnet wird, nur dem Hasse entstammt oder seiner Folge, dem asozialen Bewusstsein.
Zweitens: Zur Förderung des guten Willens und zur Begründung rechter menschlicher Beziehungen werden sich in jedem Land zahllose Männer und Frauen zu Gruppen zusammenschliessen. Ihre Zahl wird so gross sein, dass sie sich aus einer kleinen und relativ unwichtigen Minderheit heraus zur grössten und einflussreichsten Kraft in der Welt entwickeln werden.

Aus dem Zentrum, das den Willen Gottes kennt,
lenke plan-beseelte Kraft die kleinen Menschenwillen
zu dem Zweck, dem die Meister wissend dienen.

Die dritte Strophe enthält die Bitte, dass der menschliche Wille mit dem göttlichen Willen in Übereinstimmung gebracht werden kann, auch wenn dies wahrscheinlich nicht verstanden wird.

Diese drei Zeilen weisen darauf hin, dass die Menschheit die Absicht Gottes noch nicht erfassen kann, also jenen Aspekt des göttlichen Willens, der einen direkten Ausdruck auf Erden sucht. Doch so sicher, wie die Absicht Gottes den menschlichen Willen zu beeindrucken sucht, drückt sie sich in menschlichen Begriffen als Guter Wille aus, als feste Entschlossenheit, oder als bestimmte Absicht, rechte menschliche Beziehungen zustande zu bringen.

Der göttliche Wille bleibt seinem Innersten Wesen nach das grosse Mysterium. Sogar Christus selber rang mit dem Problem des göttlichen Willens und wandte sich in dem Augenblick, als Er zum ersten Mal das Ausmass und die Schwierigkeit Seiner Mission als Welterlöser erkannt hatte, an den Vater. Damals rief Er laut: “Vater, nicht mein, sondern Dein Wille geschehe!” Diese Worte kennzeichneten den Verzicht auf die Mittel, mit deren Hilfe Er versucht hatte, die Menschheit zu retten; es bedeutete für Ihn das, was zu jener Zeit als augenscheinlicher Misserfolg und als Nichterfüllung Seiner Mission hätte erscheinen können. Fast 2000 Jahre lang hat Er mit der Vollendung dieser Mission gewartet. Er kann die Ihm übertragene Mission nicht durchführen, ohne dass die Menschheit Ihm durch entsprechende Leistungen entgegenkommt.

Diese Invokation ist in einem speziellen und wesentlichen Sinne das Eigene Mantram von Christus. Ihr Klang ist hinausgegangen in die ganze Welt - dadurch, dass Er sie aussprach, und dass sie durch die Geistige Hierarchie gebraucht wird. Jetzt müssen ihre Worte in die ganze Welt hinausgehen, indem die Menschen überall diese Invokation sprechen, und ihrer inneren Bedeutung muss zu gegebener Zeit durch die Massen Ausdruck verliehen werden. Dann kann Christus „wiederkehren zur Erde“ und „die Arbeit seiner Seele sehen und zufrieden sein.“

Durch das Zentrum, das wir Menschheit nennen,
entfalte sich der Plan der Liebe und des Lichtes
und siegle zu die Tür zum Übel.

Nachdem wir die drei Aspekte oder Wirkkräfte des Denkens, der Liebe und des Willens angerufen haben, wird in der vierten Strophe darauf hingewiesen, dass die Verankerung all dieser Kräfte innerhalb der Menschheit selbst, in “dem Zentrum, das wir Menschheit nennen”, stattfindet. Hier und nur hier allein können alle drei göttlichen Eigenschaften - in Zeit und Raum - zum Ausdruck und zur Vollendung kommen; hier allein kann die Liebe in Wahrheit geboren werden, kann sich die Intelligenz in richtiger Weise betätigen und der Wille Gottes Seinen wirksamen Willen zum Guten bezeugen. Durch die Menschheit allein und auf sich selbst gestellt (ausgenommen die Hilfe des göttlichen Geistes in jedem menschlichen Wesen) kann die „Tür zum Übel“ versiegelt werden.

Vielleicht bedarf die letzte Zeile der vierten Strophe einer Erklärung. Hier wird symbolisch die Idee ausgedrückt, böse Absichten unwirksam zu machen und auszuschalten. Es gibt keinen speziellen Ort für das Übel. Im Buch der Offenbarungen, dem Neuen Testament, wird vom Bösen gesprochen, von der Vernichtung des Teufels und davon, dem Satan die Macht zu entreissen.

Die “Tür zum Übel” wird von der Menschheit offen gehalten durch ihre selbstsüchtigen Wünsche, ihren Hass und Trennungsgeist, durch ihre Gier, ihre rassischen und nationalen Schranken, ihren niederen persönlichen Ehrgeiz, ihr Verlangen nach Macht und durch ihre Grausamkeit. In dem Masse, wie guter Wille und Licht in Gedanken und Herzen einströmen, werden diese bösen Eigenschaften und die gelenkten Energien, welche die Tür zum Übel offen halten, einer Sehnsucht nach rechten menschlichen Beziehungen Platz machen und den Entschluss wecken, eine bessere und friedlichere Welt zu erschaffen und dem Willen zum Guten überall Ausdruck zu verleihen. In dem Masse, wie diese Eigenschaften die alten und unerwünschten unwirksam machen, wird die Tür zum Übel - symbolisch verstanden - sich langsam schliessen, und zwar durch das blosse Gewicht der öffentlichen Meinung und durch richtiges menschliches Wünschen. Nichts wird dies wohl aufhalten können.

Auf diese Weise wird der ursprüngliche göttliche Plan auf Erden wieder hergestellt werden. Gleichzeitig wird sich die Tür zur Welt der geistigen Wirklichkeit vor der Menschheit auftun und die Tür zum Übel wird sich schliessen. Dadurch entfaltet sich der Plan der Liebe und des Lichtes durch “das Zentrum, das wir Menschheit nennen” und versetzt dem Übel, dem Egoismus, der Getrenntheit den Todesstoss und versiegelt sie für immer in das Grab des Todes. Dadurch wird ebenfalls die Absicht des Schöpfers aller Dinge erfüllt.

Mögen Licht und Liebe und Kraft den Plan auf Erden wiederherstellen.

Es ist offensichtlich, dass die drei ersten Strophen oder Verse die drei allgemein anerkannten Aspekte des göttlichen Lebens anrufen, nämlich das Denken Gottes, die Liebe Gottes und den Willen oder die Absicht Gottes; die vierte Strophe weist auf die Beziehung der Menschheit zu diesen drei Energien der Intelligenz, der Liebe und des Willens hin und betont die grosse Verantwortung und Pflicht der Menschheit, Liebe und Licht auf Erden zu verbreiten, um den Plan wiederherzustellen. Dieser Plan ruft die Menschheit auf, die Liebe zum Ausdruck zu bringen und fordert Männer und Frauen dazu heraus „ihr Licht scheinen zu lassen”. Dann folgt die letzte feierliche Forderung, dass dieser Plan der Liebe und des Lichtes, der sich durch die Menschheit auswirkt, „die Tür zum Übel versiegeln möge”.

Die Schlusszeile enthält die Idee der Wiederherstellung und gibt den Grundton für die Zukunft an; sie besagt auch, dass der Tag kommen wird, an dem die ursprüngliche Idee Gottes und Seine grundlegende Absicht nicht mehr durch die “kleinen Menschenwillen”, durch Böses und durch puren Materialismus und Selbstsucht vereitelt werden. Dann wird die göttliche Absicht durch die verwandelten Herzen und Ziele der Menschheit erfüllt werden.

DER TIEFERE SINN DER GROSSEN INVOKATION

Die Grosse Invokation kann, wenn sie einmal genügend weite Verbreitung erfährt, für die Neue Weltreligion das werden, was das „Vater Unser“ für die Christenheit